Verschwinden, ein Leben lang 11 November 2016

Verschwinden, ein Leben lang

Gespräch mit Ilse Aichinger, 2001 Welchen Film haben Sie zuletzt gesehen? Zuletzt sah ich einen schlechten Film mit Hugh Grant. Und das hat mich besonders geärgert, weil er ein so guter Schauspieler ist. Es hat etwas mit „Chocolat“ geheißen. Es gibt einen schönen Film, der heißt „Chocolat“. Und das hieß „Schokolade zum Frühstück“ und schien […]

Wann, wenn nicht jetzt 21 September 2015

Wann, wenn nicht jetzt

Johann Holtrop, der Titelheld in Rainald Goetz‘ Roman, sitzt in einem Hotel in Hongkong und liest mit Wohlbehagen das Portrait, das in einer Wochenzeitung über ihn erschienen ist. Der Zukunftsfreak– so ist es überschrieben. Dieser Zukunftsfreak ist CEO eines Medienunternehmens und Goetz erzählt vom Absturz seiner Karriere. Dieser Zukunftsfreak ist auch eine Figur des Nächsten […]

Die Nabe 14 September 2015

Die Nabe

Wie man ein Leben erzählt: so lautet die scheinbar simple Aufgabe, der sich der norwegische Schriftsteller Jan Kjaerstad mit seiner Roman-Trilogie über den Fernsehstar Jonas Wergeland gestellt hat. Vor drei Jahren erschien – immer in der eleganten und souveränen Übersetzung von Angelika Gundlach – der erste Teil: „Der Verführer“. Mit „Groß denken“, einer nach einem […]

krampfig an den rand geschmiegt 13 September 2015

krampfig an den rand geschmiegt

Karl Wolfskehl ist als Dichter nahezu vergessen. Als einer der ersten im Kreis um Stefan George, als Barock-Spezialist, Schwabinger Bohemien, jüdischer Hymniker wurde und wird er nur am Rande wahrgenommen. Das hat Tradition. Hugo von Hofmannsthal schrieb schon 1897 an George, daß er zu den Dichtungen „von Herrn Wolfskehl … weder früher noch später eine […]

Das offizielle Organ des Todes 12 September 2015

Das offizielle Organ des Todes

Einem Menschen, der leben will, heißt es in Kafkas Prozess, hält die Logik nicht stand. Die Ordnung der Ökonomie, die sie aufrecht erhalten soll, schließt gerade das Lebensnotwendige, die Leidenschaft aus. Dieser Konflikt hat eine Geschichte und er hat die Menschen verändert, ihre körperliche und geistige Identität, ihre Gesellschaft, ihre Vorstellung vom Tod. Dieser Mensch, […]

Und dann 12 September 2015

Und dann

Im fröhlichen Dilettantismus des unerschöpflichen Notizheftes seiner Oma Laura findet Bora Ćosić das Material für seine Bücher. Ohne dieses Heft, behauptet Ćosić, „hätte es auch den Roman ‚Bel tempo‘ nicht gegeben, in dem meine Oma, endlich zum Leben erweckt, so spricht, wie sie sprechen würde, wenn sie leben würde und sich entschlossen hätte, eine Geschichte […]

Wir sind nur Geister derer, die wir sein sollten 12 September 2015

Wir sind nur Geister derer, die wir sein sollten

Vor Schrecken starr läßt den Leser schon das erste Kapitel von James Hamilton-Patersons Roman „Die Geister von Manila. Wir tauchen ein in den schwärzlich-bräunlichen Dunst über der philippinischen Hauptstadt, wir landen mit der jungen Archäologin Ysabella Bastiaan, Tochter eines früheren britischen Botschafters auf dem International Airport. Doch schon gleitet der Blick des Erzählers ab an die […]

Django stellt keine Fragen 12 September 2015

Django stellt keine Fragen

Vor vielen Jahren schrieb der Freiburger Philosoph Ludger Lütkehaus ein Pamphlet gegen den asozialen Fetischismus der deutschen Autofahrer und ihre Zwangsneurose der Geschwindigkeit. Ihr Credo lautet: ”Mein Auto ist Alles und alles andere Nichts!” Sie bestehen nur auf ihre Rechte und werfen die Pflichten über Bord, um eine gesteigerte Form von Wirklichkeit erleben zu können. Die abgründige […]

Herbst, Herbst, Herbst 12 September 2015

Herbst, Herbst, Herbst

Könnte ich ein Land sein, / ich wäre Irgendland. / Du das Irgendmeer. Wie wahr. Könnte ich irgendwo / wohnen, ich wohnte da mit dir. Könnte ich irgendwann / wohnen, es wäre Herbst, / Herbst, Herbst. Gibt es eine Melancholie des Überlebens? Die noch dazu um Sachlichkeit bemüht ist und als Temperament den Bedacht gewählt […]

Die Spaltung 12 September 2015

Die Spaltung

Man kann dieses Buch anschauen und man kann es hören, man – laut – versuchen es zu lesen. Jede stille Lektüre aber ist unmöglich. Die Schrift vertreibt den Sinn, sie codiert und notiert den Klang der Worte, malt eine Lautgestalt, die ohne Stimme nur Ruine bleibt. Ihre Konturen sind die Bruchlinien einer deutschen Biographie des […]

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